Keine Kraft, keine Freude, keine Hoffnung. Jeder Fünfte erkrankt im Laufe seines Lebens an einer Depression. Doch obwohl die Krankheit so weit verbreitet ist, sind noch viele Aspekte unerforscht. Warum erkranken so viele Menschen? Was macht depressiv? Inzwischen blickt die Wissenschaft anders auf die Krankheit – und entdeckt neue Wege, um sie zu heilen.
Dass Depressionen allein ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn sind, wurde mittlerweile in einer großen Studie widerlegt. „Es reicht nicht, um Depressionen zu erklären, es könnte nur ein Teil des Puzzles sein“, sagt Camilla Nord, Neurowissenschaftlerin an der Universität Cambridge. Aber was ist es dann?
Sie und andere Forschende versuchen weiterhin zu verstehen, was in den Gehirnen und Körpern depressiver Menschen vor sich geht. Dabei untersuchen sie, welche Rolle Entzündungen, Gene oder Bakterien im Darm spielen. Eine vielversprechende Fährte führt zur Neuroplastizität. Das ist die Fähigkeit des Gehirns, sich ständig zu verändern. Bei Depressiven könnte diese verkümmert sein. Mithilfe von Psychotherapie, aber auch Antidepressiva oder neuen Wirkstoffen wie Ketamin oder Psilocybin, kann man sie anscheinend wieder ankurbeln.
Andrea Jungaberle leitet eine Klinik in Berlin, die Behandlungen mit Ketamin anbietet. „Man macht mit Ketamin ein neuroplastisches Fenster auf“, erklärt die Psychotherapeutin, „auch in den Tagen und Wochen nach den Infusionen oder der nasalen Gabe sind die Patienten deutlich ansprechbarer für neue Lernerfahrungen.“ Doch die Behandlung mit Ketamin ist nur eine von vielen Therapiemöglichkeiten, die es für Erkrankte gibt.
Wissenschafts-Dokureihe, Regie: Fabian Herriger (D 2024, 26 Min)
Quellen und weiterführende Links:
Eine Frage der Chemie?
Dass allein ein Mangel an Serotonin depressiv macht, wurde in einer großen Studie widerlegt.
https://www.nzz.ch/wissenschaft/serotoninmangel-fuehrt-wohl-doch-nicht-zu-depressionen-ld.1779974
https://www.nature.com/articles/s41380-022-01661-0
Antidepressiva, die auf Serotonin abzielen, können trotzdem helfen.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK361016/
Der Grund dafür könnte Neuroplastizität sein.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0092867421000775
Andere Theorien führen zum Beispiel zum Darm.
https://www.nature.com/articles/s41398-022-01977-z
Ketamin, Psilocybin und LSD
Studien zeigen, dass Ketamin und Psilocybin Depressionen lindern können.
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2206443
https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/668195
Auch LSD scheint vielversprechend.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/drogen-studie-zeigt-positive-wirkung-von-lsd-bei-depressionen-a-25b62fba-6075-46fb-a8cb-5fd46f1864b0
Die Wirkstoffe werden mittlerweile immer häufiger zur Psychotherapie eingesetzt.
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Ketamintherapie-gegen-schwere-Depressionen-,depressionen158.html
Vorsicht aber bei Wechselwirkungen zwischen Antidepressiva und anderen Wirkstoffen!
https://www.ovid-clinics.com/blog/psychedelic-antidepressant-interactions
Gute Gründe für Depressionen?
Manche Forscher fragen sich, welche Gründe es evolutionär gesehen für Depressionen geben könnte.
https://www.randolphnesse.com/
Vielleicht ist das alles aber auch einfach nur ein genetischer Betriebsunfall.
https://www.riffreporter.de/de/wissen/denisova-urmensch-gene-depression-krankheit-kaelte-anpassung-homo-sapiens-erbe-asien
https://journals.plos.org/plosgenetics/article?id=10.1371%2Fjournal.pgen.1010950
Neu und wichtig:
Musik in dieser Folge
Alex Bomann – Gröna Dalen // TC 01:10:01:24
Colin Stetson – The Righteous Wrath of an Honorable Man // TC 01:13:19:02
Paul Kalkbrenner – Azure // TC 01:24:10:19
#depression #mentalhealth #wissenschaft
Video verfügbar bis zum 01/03/2028
Link zur Mediathek: https://www.arte.tv/de/videos/115519-014-A/was-macht-uns-depressiv/
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